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Qualitativ. Informativ. Politisch. Inklusiv. Der 12. MAIK brachte es auf den Punkt

Der MAIK Münchner außerklinischer Intensiv Kongress am 25. und 26. Oktober 2019 war mit rund 850 Teilnehmenden aus dem gesamten Bundesgebiet ausgebucht und ein voller Erfolg.

Den interdisziplinären Kongress eröffnete André Eydt, Vorsitzender der Geschäftsführung CEO der Deutschen Fachpflege Gruppe, und Kongresspräsident Christoph Jaschke hieß, auch im Namen der Schirmherrin, der Bayerischen Staatsministerin für Gesundheit und Pflege, Melanie Huml, die vielen Besucher im vollbesetzten Vortragssaal herzlich willkommen. Sodann erteilte er Dr. med. Paul Diesener das Wort, der den MAIK von Anfang an maßgeblich als Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats mitgestaltet.

Diesener setzte einen ersten Impuls mit einem Rückblick auf 25 Jahre Frührehabilitation Hegau-Jugendwerk Gailingen, die er als Pionier viele Jahre leitete. Er weist auch unvermüdlich darauf hin, wie wichtig es sei, einem gesundheitlichen Handicap nicht mit Einschränkungen entgegenzutreten, sondern vorhandene Fähigkeiten der Betroffenen mit Unterstützung von teils intensivmedizinischen Hilfen zu fördern, um trotz Beatmung und Luftröhrenschnitt z. B. das genussvolle Essen zu ermöglichen. Als Gründungsmitglied des Dysphagie-Netzwerks-Südwest geht es ihm darum, Menschen aller Altersgruppen, die unter einer Schluckstörung (Dysphagie) leiden, zu einer möglichst hohen Lebensqualität zu verhelfen. Für seine großen Verdienste war im vergangenen Jahr mit dem MAIK Award ausgezeichnet worden.

Kongresspräsident Christoph Jaschke begrüßte das Auditorium und appellierte an die Zuhörer*innen, „die Welt vor weiterem Schaden zu bewahren und die Lebensumstände zu verbessern.“ Deshalb sei das Engagement der jungen Menschen, „die mit ihren Visionen und ihrer friedvollen Art die Welt aus den Angeln heben wollen und die, wie eine Greta Thunberg, so viele Menschen auf die Straße bringen“, so bewundernswert. Er verglich die außerklinische Intensivpflege mit der Fridays-for-future-Bewegung. Hier wie dort sei etwas in Gang gesetzt worden, wo in den letzten Jahren nur noch Stillstand war. Er unterstütze ausdrücklich die Proteste der Betroffenen gegen die Versuche, das Wunsch- und Wahlrecht der Betroffenen einzuschränken, so Jaschke.

Den diesjährigen MAIK-Award erhielt der Pädagoge Michael Schwerdt für sein beispielhaftes pädagogisches Konzept, das er für Kinder und Jugendliche mit Beatmung entwickelt hat, die oftmals über Jahre auf Intensivstationen leben mussten. Schwerdt gründete für diese Kinder außerdem das André-Streitenberger-Haus in Datteln, das er viele Jahre lang leitete. Meike Grimm, Börgel GmbH und Schatzmeisterin der DIGAB e.V., betonte in ihrer Laudatio, dass Schwerdt mit diesem Haus Kindern und Jugendlichen, die aufgrund von Krankheit oder eines Unfalls langzeitbeatmet sind, ein beständiges Zuhause geschaffen habe, das ihnen ein weitgehend selbstbestimmtes Leben ermögliche. Schwerdt arbeitet auch seit vielen Jahren in der „Arbeitsgemeinschaft Lebenswelten für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit Beatmung“. Es gratulierten u.a. auch die bisherigen Träger des MAIK Award, die zur Eröffnung gekommen waren.

Mit Spannung erwarteten die Teilnehmenden am zweiten Kongresstag das Referat des Pflegebevollmächtigten der Bundesregierung Andreas Westerfellhaus. Nach den vielen Protesten und lebhaften Diskussionen zum Referentenentwurf des Reha- und Intensivpflegestärkungsgesetzes (RISG) erhofften sich insbesondere die betroffenen Menschen ein klares Statement seitens der Politik. Westerfellhaus stellte zu Beginn seiner Rede klar, dass er nicht der Gesetzgeber sei, dass seine Meinung im Bundesgesundheitsministerium aber durchaus gehört würde. Er sei in den letzten Monaten durch Deutschland gereist, um sich ein eigenes Bild vom Alltag in der Pflege zu machen. Bei diesen Reisen habe er auch mehrere Intensivpflege-Wohngemeinschaften besucht. Er führte hierzu aus: „Man erlebt enorme Qualitätsunterschiede.“ Er habe zahlreiche positive Beispiele gesehen, sei aber auch auf Anbieter gestoßen, die sich nicht an die Qualitätskriterien hielten. Er warb dafür, zum grundsätzlichen Vertrauen auf die Leistungserbringer von außerklinischer Intensivpflege zurückzukehren, wobei nicht sein Ziel sei, die Kontrollen abzuschaffen. Sie seien unverzichtbar, da die Patientensicherheit oberste Priorität habe. Das RISG werde auf der Grundlage der Stellungnahmen geprüft und mit Sicherheit verändert, aber eine gesetzliche Regelung werde auf jeden Fall kommen.

An beiden Tagen wurde in Fachvorträgen, Diskussionen und Workshops eine Fülle an Themen rund um die bestmögliche Versorgung außerklinisch beatmeter Kinder und Erwachsener geboten. Und mittendrin waren zahlreiche Betroffene, pflegende Angehörige und Assistenzkräfte. In der Diskussionsrunde zur Versorgung von Kindern und Heranwachsenden kam nicht nur das RISG zur Sprache, sondern auch der eklatante Mangel an Versorgungsmöglichkeiten. Breiten Raum nahm das Thema „Weaning“ ein. Die Referate werden nach und nach auf der Kongresshomepage eingestellt. Die Atmosphäre war, wie immer, ausgesprochen angenehm und nahezu familiär, und wer vorher noch nie auf dem MAIK war, konnte sich hervorragend vernetzen. Der Vorstand der Deutschen interdisziplinären Gesellschaft für außerklinische Beatmung (DIGAB) e.V. war stark auf dem MAIK vertreten und gestaltete den Kongress in vielen Sessions mit. Ein Schulterschluss zum Erhalt eines hohen Qualitätsniveaus der Pflege ist angesichts der gravierenden Veränderungen in der außerklinischen Intensivversorgung heute wichtiger denn je.

Kongresspräsident Christoph Jaschke dankte den über 100 Mitwirkenden, den engagierten Helfer*innen und den 42 Ausstellern der Fachausstellung dafür, dass sie den MAIK mitgestaltet und ermöglicht haben. Und er dankte ThEvents, die wieder die MAIK-Party zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht haben. Der 13. MAIK Münchner außerklinischer Intensiv Kongress findet am 30. und 31. Oktober 2020, dann wieder mit zwei Kongresspräsidenten: Neben Christoph Jaschke dann mit Sören Hammermüller.

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